DYSKALKULIE



Was ist Dyskalkulie?

Als Dyskalkulie bezeichnet man Schwierigkeiten der Kinder im Umgang mit Zahlen, Zahlenräumen und Grundrechenoperationen. Die Verursachung liegt noch weitgehend im Ungewissen, weil sich die Forschung noch nicht sehr lange mit dieser Problematik beschäftigt. Man nimmt aber an, dass diese ähnliche Ursachen wie die Legasthenie hat.


Worin unterscheiden sich eine Dyskalkulie und Rechenschwäche?



Wann kann man als Laie eine Dyskalkulie/Rechenschwäche vermuten,
und wie kann man sie erkennen?

Kommt es bei offensichtlich intelligenten Kindern völlig unerwartet zu Schwierigkeiten beim Erlernen des Rechnens, so sollte man auch eine mögliche Dyskalkulie in Betracht ziehen und vorerst Beobachtungen tätigen. Grundsätzlich zeigt sich bei dyskalkulen Kindern eine auffällige zeitweise Unaufmerksamkeit, wenn sie rechnen, also mit Zahlen in Verbindung kommen, bei sonstiger guter Aufmerksamkeit im Zusammenhang mit anderen Tätigkeiten, und es werden insgesamt allerlei Schwierigkeiten mit Zahlen beobachtet.

Es wird viel Zeit zum Rechnen benötigt; das Kind ist dabei schnell erschöpft. Trotz intensiven Übens macht das Kind keine merkbaren Fortschritte und das Geübte wird rasch wieder vergessen. Die Verbindung zwischen dem Zahlenbegriff und der Menge ist nicht gegeben, die Einer- und Zehnerstelle, z.B. 56 und 65, und ähnliche klingende Zahlen, z.B. 13 und 30, werden verwechselt. Widersprüchliche Ergebnisse werden nicht erkannt. Dyskalkule Kinder haben Schwierigkeiten beim Lernen des Einmaleins sowie beim Überschreiten des Zehner-/Hunderterschrittes. Zwischenergebnisse können beim Kopfrechnen nicht gespeichert werden; Textaufgaben bereiten große Schwierigkeiten. Das Zählen/Rückwärtszählen gelingt nicht bzw. nur mit den Fingern und das Fortführen von Zahlenreihen ist nicht möglich.


Wann kann man eine Dyskalkulie/Rechenschwäche feststellen?

Der früheste Zeitpunkt dafür liegt in der zweiten Hälfte der ersten Schulstufe. Das Kind muss sich schon ausreichend mit Zahlen auseinandergesetzt haben.


Wer stellt eine Dyskalkulie/Rechenschwäche fest?

Dyskalkuliespezialisten, wie diplomierte Dyskulietrainer, können auf pädagogischer Ebene anhand eines Testverfahrens eine eventuell vorliegende Dyskalkulie feststellen. Auch muss unbedingt eine Anamnese gemacht werden. Sollten sich dabei Verdachtsmomente auf Sekundärproblematiken ergeben, so sind Fachleute aus den Bereichen der Medizin, der Psychologie etc. beizuziehen. Spezielle Hör- und Sehtests haben sich bewährt, weil man ggf. körperlich bedingte Probleme in diesen Bereichen mit Sicherheit ausschließen kann.


Warum suchen viele Eltern zuerst beim Mediziner oder Psychologen Rat und Hilfe?

Leider werden zu viele dyskalkule Kinder erst erkannt, wenn sie schon emotionale Probleme zeigen. Manche Kinder beginnen durch die Überforderung in der Schule eigenartige Verhaltensweisen an den Tag zu legen, die zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht als krankhaft bezeichnet werden können. Sie reagieren mitunter unaufmerksam und unruhig. Schnell wird der falsche Schluss gezogen, die Kinder haben durch ihr Verhalten Schwierigkeiten mit dem Rechnen.

Tatsächlich vollzieht sich der Vorgang genau umgekehrt. Durch die Überforderung in der Schule und ihre besonderen pädagogisch-didaktischen Ansprüche, das Rechnen zu erlernen, die aber nicht erfüllt werden, zeigen sie ein eigenwilliges Verhalten. Leider denkt in dieser Situation zu selten jemand daran, dem Kind die von ihm benötigten pädagogisch-didaktischen Anforderungen zu erfüllen, stattdessen wird es zum Arzt oder Psychologen gebracht. Da es in keinster Weise einheitliche Feststellungsrichtlinien auf psychologischer oder medizinischer Ebene gibt, die auch pädagogische Aspekte beinhalten würden, beginnt für viele dyskalkule Kinder ein endloser Weg, der von zahlreichen Therapien begleitet wird. Tatsächlich bekommen manche aber nie auch den dringend benötigten pädagogisch-didaktischen Ansatz. Der umfassende Erfolg bleibt ihnen schließlich auch versagt. Daraus ergibt sich auch sehr oft der niedrige Schulabschluss, der in keinem Verhältnis zu den kognitiven Fähigkeiten des Kindes steht.


Wer hilft und unterstützt Eltern bei der Förderung?

Fachliche Hilfe finden Eltern bei diplomierten Dyskalkulietrainern. Für ein erfolgreiches Training ist die Zusammenarbeit zwischen den betroffenen Kindern, Eltern, Lehrern und Spezialisten unbedingt notwendig. Eltern von dyskalkulen Kindern sollten immer aktiv in die Förderung eingebunden werden. Die effizienteste Förderung beginnt im Elternhaus, und sie beginnt mit dem nötigen Verständnis für diese Kinder, dann bleiben auch die den Erfolg störenden Spannungen aus.


Warum kann nicht jeder Lehrer eine Dyskalkulie/Rechenschwäche erkennen?

Weil jeder Lehrer für diese Problematik sensibilisiert werden müsste, und das ist bisher noch nicht ausreichend geschehen. Lehrer, die über die Problematik aber ausreichend informiert sind, entwickeln einen sehr positiven Umgang mit den Kindern. Schließlich wird auch in der Notengebung Rücksicht auf die Probleme der Kinder genommen. Tatsächlich lassen die Schulgesetze in der Beurteilung einem wohlwollenden Lehrer viele Freiheiten. Da sind gar keine so oft geforderten speziellen Gesetze notwendig. Ein Notenschutz ist eher abzulehnen, dies würde eher zu einer Ausgrenzung führen. Man kann Kindern auch anders den Druck nehmen und sie psychisch entlasten. Wichtig ist aber das Klarstellen der Anforderungen des Lehrers an den Schüler, damit ein völliges "Sich-hängen-Lassen" nicht erfolgt.


Quelle:
EÖDL, Erster österreichischer Dachverband Legasthenie
ADA — Austrian Dyslexia Association | Dyslexia Research Center Europe